Aus der Geschichte unserer Metallbauinnung

Schon vor 4000 Jahren ließen sich nachweislich auf unserem heutigen Innungsterritorium geschickte Handwerker nieder. Sehr gefragt waren die "Fabri", die Schmiede, als "Urväter" vieler Handwerksberufe, besonders der Metallberufe. Sie bildeten schon sehr früh starke Vereinigungen, wie Zünfte und Innungen. Der Schmiede-Innung gelang im Jahre 1316 als einer der 6 mächtigsten Innungen der Einzug in die Stadtverwaltung von Halle.

Die Innungen der Schlosser und Schmiede waren und sind ein untrennbarer Bestandteil der Handwerkerschaft unserer Stadt und ihres Umfeldes. Durch die Industrialisierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts, verbunden mit Technisierung und Massenproduktion, damit möglichen niedrigeren Preisen, verloren Schlosser und Schmiede ihre Arbeitsfelder, viele Kollegen ihre Betriebe und die Innungen an Bedeutung. Sie zerfielen. Das Ende einer jahrhundertealten Tradition schien vorprogrammiert. Aber das Handwerk stellte sich der Herausforderung, machte sich die neue Technik zunutze, konnte so Produktivität und Qualität erhöhen, erschloss sich neue Produkte, Verfahren und Werkstoffe. Die Anzahl der Betriebe nahm sprunghaft zu.

  - Schon bald erkannten Schlosser und Schmiede, dass sie mit geeinter Stimme stärker für ihre Rechte und Interessen eintreten konnten. So wurden am 1.August 1852 die "Freie Schlosserinnung Halle an der Saale" von 34 Kollegen und am 25. August 1853 die "Freie Waagenbau- und Schmiedeinnung Halle und Umgebung" von 24 Kollegen gegründet.

Nach dem II. Weltkrieg erlaubte der Staat keine Innungen, es wurden dafür Berufsgruppen der Schlosser und der Schmiede gebildet. Die Nachkriegsjahre waren von einem starken Rückgang der Betriebszahlen geprägt. Durch die Kollektivierung der Landwirtschaft verloren viele Kollegen auf dem Land ihre Existenzgrundlage. Allein die Berufsgruppe der Schmiede schrumpfte von 120 Mitgliedern im Jahre 1952 auf 25 Betriebe in den Siebzigern. 1974 erfolgte unter Führung unseres unvergessenen Ehrenobermeisters Wolfgang Cronberg die Vereinigung der Schlosser und Schmiede zur "Berufsgruppe des metallbe- und verarbeitenden Handwerks Halle und Saalkreis". Bedingt durch den ständigen Materialmangel, die dadurch notwendigen "Tauschgeschäfte" und den kollegialen Zusammenhalt, lebten wir damals oft mehr Innung, als heute.

Mit den Herbsttagen 1989 und den gesellschaftlichen Wandlungen der darauf folgenden Monate, bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990, tat sich ein neues Kapitel in der Geschichte der halleschen Schlosser und Schmiede auf. Die lang ersehnte, schon nicht mehr für möglich gehaltene Deutsche Einheit, brachte den Betrieben neue Entfaltungsmöglichkeiten. Es galt aber auch umzudenken - von der sozialistischen Planwirtschaft - zur sozialen Marktwirtschaft.

Die Handwerkskammer und die noch bestehenden Berufsgruppen nahmen Kontakte zu Handwerksorganisationen im westlichen Teil Deutschlands auf. Unsere Innung erhielt in den ersten Jahren Unterstützung durch den Landesinnungsverband Metall Niedersachsen/Bremen und die Metallinnung Karlsruhe. Diese Hilfeleistung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, erlaubte sie uns doch in kürzester Zeit, inhaltlich, wie auch technisch, Anschluss an unsere Berufskollegen aus den alten Ländern zu finden.

Schon 7 Monate vor der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes, wurde am 6. März 1990 in Günthersdorf die „Metallbauinnung Halle-Merseburg-Saalkreis“ als größte und eine der ersten neuen, freien Innungen Sachsen-Anhalts gegründet. Sie entsprach dem damaligen Gebiet der Kreishandwerkerschaft und vereinte 102 Berufskollegen. Die Vereinigung unter dem Zeichen der Metallbauer bedeutet für uns mehr als die Vereinigung verschiedener Gewerke. Sie vereint auch die Vielfalt der handwerklichen Fähigkeiten, die unseren Berufen zu eigen sind.

Diese Gründung von Innungen war notwendig, um Landesinnungsverbände, Innungskrankenkassen und Kreishandwerkerschaften bilden zu können.

Mit der Gebietsreform im Land Sachsen-Anhalt im Jahre 1994, änderte sich der Wirkungsbereich der Kreishandwerkerschaften. Unsere Merseburger hätten mit den Querfurter Kollegen eine eigene Innung bilden können, entschieden sich aber in einer Wahl mehrheitlich für den Verbleib in unserer Innung. Nach der erneuten Gebietsreform gehören die Querfurter Kollegen der Kreishandwerkerschaft Halle-Saalekreis an und gründeten mit den Nebraer Kollegen eine eigene Innung .

Natürlich pflegen wir auch unsere Traditionen. So feierten wir den 150. Jahrestag der lnnungsgründungen von 1852/53 in der kalendarischen Mitte vom 14.-16. März 2003 mit einer historischen Ausstellung, einem festlichen Ball und 300 Gästen im Festsaal des "Maritim" Hotels Halle. Darunter waren 50 Kollegen mit ihren Damen von der Partnerinnung Karlsruhe. 2015 feierten wir den 25. Jahrestag der Neugründung unserer Innung nach der politischen Wende, an gleicher Stelle, mit gleichem Niveau.

Seit dem 1. Januar 1997 führt unsere Innung ihre Geschäfte selbst und hat eine eigene Geschäftsstelle, die in gemieteten Räumen bei der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Halle, Köthener Straße 33a, mit Erfolg arbeitet. Im Versammlungsraum, der gleichzeitig unser Traditionskabinett ist, finden nicht nur unsere Vorstandssitzungen, sondern auch Teile der Gesellenprüfung, der Meisterprüfung und der Sach-und Fachkundeprüfung statt. Jeden letzten Donnerstag im Monat treffen sich dort unsere Altmeister zu Gesprächen und geselligem, in dem Fall meisterlichen, Beisammensein.
2016 beschlossen die Kollegen unserer Innung und der „Metallinnung Weißenfels“, deren Historie unserer sehr ähnelt, in Zukunft zusammen zu arbeiten und gemeinsam für Verbesserungen in unserem Gewerk und im gesamten Handwerk zu kämpfen.

Am 27.01.2016 vereinten sich die Metallbauinnung Halle-Merseburg-Saalkreis und die Innung des Metallbauerhandwerks Weißenfels durch einstimmigen Beschluß beider Mitgliederversammlungen zur Metallbauinnung Halle - Saaleland 

Ihr Fachgebiet sind die Gewerke

    1. Metallbauer
    2. Feinwerkmechaniker
    3. Metall- und Glockengießer.  

Ihr Sitz ist in Weißenfels. Ihr Bezirk umfasst: die Stadt Halle/Saale, den Saalekreis, ohne den Altkreis Querfurt, das Gebiet des ehemaligen Kreises Weißenfels aus dem Burgenlandkreis.

Seit 2016 sind wir nicht mehr Mitglied einer Kreishandwerkerschaft. Wir halten den Zwang, dass eine Innung der Kreishandwerkerschaft beitreten muss, auch wenn deren Leistungen der Höhe des Beitrages nicht entsprechen, für nicht mehr zeitgemäß, weil unökonomisch und undemokratisch.
Die Zahl der Innungsmitglieder hatte sich bedauerlicher Weise auf 31 reduziert, hat sich aber wieder auf 37 Betriebe mit 242 Beschäftigten vergrößert und gefestigt. Betriebsaufgabe und angebliche Geldeinsparung waren die Hauptgründe der Dezimierung. Besonders junge Kollegen, die wir so dringend als Nachwuchskader brauchen, lassen sich schwer überzeugen, Zeit für Ehrenamtstätigkeit zu opfern. Innungsversammlungen, lnnungsfahrten, Messen, Fachvorträge u.a. werden trotz guter Angebote nicht in gewünschtem Maße besucht. Hier müssen wir gegen den Trend der Organisationsmüdigkeit ankämpfen, der auch andere Innungen, Verbände, Parteien und selbst die Kirchen trifft.

Gute Kontakte pflegt unsere Innung zur Handwerkskammer (5 Kollegen sind im Meisterprüfungsausschuss Metallbau und Feinwerktechnik tätig, 3 Kollegen nehmen für den Bereich des Kammerbezirkes Halle Sach- und Fachkundeprüfungen in den Gewerken Metallbau und Feinwerktechnik ab) und zur Berufsgenossenschaft (fast jedes Jahr fand in Schierke ein Gesundheits-und Arbeitsschutzlehrgang für uns statt).

Zwischen dem Landesinnungsverband Metall Sachsen-Anhalt und unserer Innung besteht ein sehr guter Kontakt. Da der langjährige Obermeister und jetzige  Ehrenobermeister, Rolf Samtleben, gleichzeitig stellvertretender Landesinnungsmeister ist, wird ein direkter lnformationsfluss gewährleistet. Unser Kollege Schmiedemeister Christoff Rösler ist Fachgruppenleiter Hufbeschlag in Innung und LIV. Der Kollege Bernd Cronberg leitet die Fachgruppe Stahlbau/Schweißen des LIV vorbildlich und führt in regelmäßigen Abständen Fachtagungen und Exkursionen durch.

Bernd Cronberg ist auch Mitglied der Tarifkommission des LIV Metall Sachsen-Anhalt. Die Tarifkommission verhandelt für den Verband mit dem Tarifpartner, der IG Metall Sachsen-Anhalt. Sie hat kürzlich einen Tarifvertrag ausgehandelt, die den derzeitigen betrieblichen Möglichkeiten Rechnung trägt. Wenn alle Kollegen Tariftreue wahren, sprechen wir die gleiche Sprache, hat keiner Sorgen mit Stundenlohn und Preisen!

Für die Gesellprüfung liegt die Prüfungshoheit in den Händen unserer Innung. Unter der Leitung von Jan Wilhelm arbeiten noch weitere 8 Innungskollegen im Gesellenprüfungsausschuss erfolgreich mit. Sie  nahmen manches Jahr von bis zu 60 Auszubildenden die Gesellenprüfung Teil 1 und Teil II ab. Jährlich wurden bis zu 190 Auszubildende von der Innung betreut. Leider nahm auch für unsere Betriebe die Zahl der Ausbildungswilligen stark ab. Das belegen folgende Zahlen:

    2015 Gesellenprüfungen: 33;   
    2016 Gesellenprüfungen: 30;
    2017 Gesellenprüfungen:.34.;

Nach bestandener Prüfung werden die ehemaligen Auszubildenden feierlich mit einem “Gesellenschmaus” in den Kreis der Gesellen aufgenommen. Die Feier zur Freisprechung findet jedes Jahr in Anwesenheit von Vertretern der Innung, der Ausbildungsbetriebe, der Berufsschulen und der Familienangehörigen statt. Bei guten Leistungen werden die besten Junggesellen von unseren Gastmitgliedern, dem Handelshof Bitterfeld mit Sachprämien und der Firma Schrauben-und Werkzeug-Jäger mit großzügigen Geldprämien ausgezeichnet.

Eine gute Zusammenarbeit ist nicht nur in den Innungen, sondern auch zwischen lnnungen, Landesinnungsverband und Bundesverband notwendig und lebenswichtig.  Alle wichtigen fachlichen und handwerkspolitischen Informationen müssen auch den entferntesten Innungskollegen des Landes erreichen. Hier sind die Obermeister durch regelmäßige Teilnahme an Obermeistertagungen gefordert. Umgekehrt sollten andere Meinungen oder Vorschläge durch die Innung gebündelt werden und über den Landesinnungsverband zum Bundesverband gelangen. Dort sollte auf Sinn und Machbarkeit geprüft, ggf. veröffentlicht und bundesweit dafür eingesetzt werden.
Doch wie können Innungen und Verbände arbeiten, wenn es an Masse fehlt? Immer weniger Innungsmitglieder müssen immer mehr Kosten tragen.

Die Frage ist doch seit Jahren: wie bekommen wir wieder mehr Mitglieder? Die Innungskrankenkasse bietet seit ihrer Öffnung keinen Beitragsvorteil für Innungsmitglieder mehr.

Die schönste Werbekampagne hilft uns nicht, wenn sie nur für das allgemeine und nicht auch speziell für das organisierte Handwerk wirbt!

Können wir nicht mit dem Slogan werben:
Innungsbetrieb = Qualitätsbetrieb!
Die besten Betriebe gehören in die Innungen!


Das würde auch Innungsbetriebe anspornen, noch besser zu werden!

Der Kunde muss sich darauf verlassen können, dass er Qualitätsarbeit kauft und dass bei einem Streitfall der Obermeister schlichtet, kein Richter in einem teuren Verfahren. Mit großem Arbeits- und Zeitaufwand streiten die Innungen auch um kleine Verbesserungen der Bedingungen für alle Handwerksbetriebe. Das sollte doch jeden nichtorganisierten Kollegen überlegen lassen, ob er weiterhin "Trittbrettfahrer" bleibt, oder ob er fair in einer Innung mit uns zusammenarbeitet, getreu dem Motto:

"Gemeinsamkeit macht stark!"

 

 

fuss

Metallbauinnung Halle-Saaleland
Geschäftsstelle: Köthener Straße 33a • 06118 Halle • Tel.: 0345 52 46 933 • Fax: 0345 52 46 944

MetallbauinnungHalle-Saaleland